Digitale und agile Führungskompetenzen

Unternehmen stehen vor Anforderungen, von denen die digitale Transformation nur eine unter vielen, wenn auch sicher eine sehr tiefgreifende ist. Wertewandel, geopolitische Verschiebungen und Protektionismus, steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie die Auswirkungen des Klimawandels beeinflussen heute jedes unternehmerische Handeln. Damit einher gehen zahlreiche Veränderungen bei Kund/innen, Zulieferer/innen und weiteren Partner/innen, auf die Unternehmen und ihre Führungskräfte reagieren müssen, wenn sie den Anschluss nicht verlieren und konkurrenzfähig bleiben wollen.

Führungskräfte, die jahrelang auf der Basis von Hierarchien, festen Strukturen und Stabilität erfolgreich agiert haben, sind von den stürmischen Umbrüchen in ihren Unternehmen oft überfordert. Auf einmal funktionieren ihre althergebrachten Führungsrollen nicht mehr. Technologische Veränderungen können schnell überfordern. Produkte oder Dienstleistungen sind plötzlich nicht mehr zeitgemäß. Mitarbeiter/innen, besonders jüngere, treten mit neuen Ansprüchen und Wertvorstellungen auf.

Schlüssel 1: Digital Leadership erfordert mehr als nur Kompetenzen in neuen Technologien

Digital Leadership beschreibt einen Führungsansatz, der ganz konkret auf die digitale Transformation der organisationalen Wertschöpfungskette gerichtet ist. Führung erfolgt vor allem mit digitalen Technologien, beispielsweise durch eine Zusammenarbeit in sozialen Medien oder onlinebasierte Leistungsbewertungssysteme.

Doch neue Technologien sind nur eine Seite. Ohne ein generelles Umdenken von Führung hin zu mehr Agilität, Flexibilität und Autonomie für Mitarbeiter/innen werden diese grundlegenden unternehmerischen Veränderungen nicht gelingen. Das haben gerade die vergangenen Jahre der Pandemie gezeigt. Führungskräfte mussten sich auf massive Veränderungen einstellen: Arbeit im Homeoffice und in hybriden Teams, deren Mitglieder oft auch noch orts- und zeitunabhängig arbeiten, oder an eine Kommunikation fast ausschließlich in den unterschiedlichsten Onlineformaten.

Bei all den Veränderungen hat sich sehr deutlich gezeigt, worin die Herausforderungen von Digital Leadership vor allem bestehen: Es waren nicht die neuen Technologien, sondern der Fokus lag für Führungskräfte vor allem darin, ihren Mitarbeiter/innen in den Change Prozessen Orientierung zu geben, sie zu motivieren und ihnen mehr Autonomie zuzugestehen. Alles Kompetenzen der agilen Führung, die auf Beziehungsmanagement und Kommunikation auf Augenhöhe basiert.

Schlüssel 2: Erfolgreiche digitale Führung basiert auf agilen Werten

In solchen Situationen müssen Führungskräfte Althergebrachtes über Bord werfen können und offen sein für neue Wege in der Führung ihres Unternehmens und seiner Mitarbeiter/innen. Mit agilen Führungsmethoden sind sie in der Lage, flexibel und darüber hinaus proaktiv, antizipativ und initiativ zu agieren, um Veränderungen einzuleiten und damit auf die zahlreichen Herausforderungen zu reagieren.

Agile Führungsmethoden fokussieren auf Ergebnisse. Zudem sind sie kundenorientiert und beinhalten ein hohes Maß an Verständnis für die Mitarbeiter/innen. Wichtig sind flexibles Denken, eine funktionsübergreifende Zusammenarbeit sowie schnelle Entscheidungsfindungen.

Der Change zu neuen Führungsmethoden lohnt sich: Agile Führung führt zu klaren Vorteilen bei Kosten, Produkten und Effizienz. So hat die Boston Consulting Group 2019 herausgefunden, dass eine agile Führung zu Senkungen von Entwicklungskosten zwischen 15 und 25 Prozent führt, die Markteinführung neuer Produkte 2-4fach schneller geht und bei der Steigerung der Kundenzufriedenheit und des Return on Digital Investment Zuwächse zwischen 10-20 Prozent zu verzeichnen sind. Auch das Engagement der Mitarbeiter/innen verdoppelt sich nahezu. Eine verbesserte Organisationskultur gerät in vielerlei Hinsicht genauso zum Vorteil wie die Durchsetzung der Prinzipien des kontinuierlichen Lernens.

Autorin des Artikels: Prof. Dr. Martina Peuser, Speakerin & Unternehmensberaterin